Die Automobil-Branche steht vor enormen Herausforderungen. Der weltweite Gesamtgewinn der Branche ist seit 2007 von 52 Mrd. US Dollar auf 17 Mrd. US Dollar eingebrochen. Eine Studie der OECD und des Weltverbands der Automobilindustrie OICA sieht 2009 einen Verlust von 1 Mrd. US Dollar. Erst 2015 sei mit der Rückkehr auf das Gewinn-Niveau von 2007 zu rechnen – vorausgesetzt, es werden 28 Mrd. US Dollar an Fixkosten eingespart. Den größten Teil muss der mittelständische Zulieferer schultern, vor allem in Deutschland.
„Wer nicht bereits vor Monaten radikales Working Capital Management betrieben hat, dem geht angesichts der bevorstehenden Herausforderungen rasch die Luft aus“, erklärt Harald Balzer. „Der Aufschwung muss von Zulieferern vorfinanziert werden, die häufig über eine zu knappe Eigenkapitalbasis verfügen“, so Balzer. „Eine Zukunft haben nur die Firmen, die sich auf rentable Geschäftsfelder fokussieren, in denen sie eine führende Rolle einnehmen.“
In der Branche vollzieht sich derzeit ein tief greifender Wandel. Der herkömmliche Verbrennungsmotor wird von Lösungen mit weit geringeren Emissionen infrage gestellt. Steigende Rohstoffpreise für Stahl, Aluminium und Kautschuk und die zunehmende Regulierung der CO2-Emissionen zwingt die KFZ-Zulieferer zur Umstellung auf Ressourcen schonendere Produkte. Dieser technologische Wandel geht einher mit massiven Marktveränderungen: Während in den entwickelten Ländern die Fahrzeug-Nachfrage nach der Abwrackprämie einbrechen wird, gibt es einen Boom in den Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien. Dieser geht jedoch einher mit zunehmendem Preisverfall und Wettbewerbsdruck.
„Die Zeichen der Zeit zu erkennen, heißt, auf ein strenges Maßnahmencontrolling zu setzen, mit dem alle Details der Wertschöpfungskette auf den Prüfstand kommen“, mahnt Balzer. „In den engen Automotive-Märkten schlägt jede Fehlentscheidung auf die Einnahmen durch – insofern: Nichts wäre schlimmer, als einseitig nur auf Kostenbegrenzung und Verschlankung zu dringen“. Wo Optimierung im Zentrum steht, geht es sowohl um die Substanz als auch um die strategische Flexibilität, Neugeschäft zu entwickeln. „Hier zeigt sich der Unterschied zwischen individuellem Kosten-runter-Aktionismus und einer innovativen Wachstumsstrategie“, erklärt Balzer.