Innovationen können sich manchmal aus einfachen Fragen ergeben. Beispielweise: Muss Rohr immer rund sein? „Form folgt der Funktion heißt der Leitsatz für gutes Produktdesign. Aber auch umgekehrt gilt: Neue Formen ermöglichen neue Anwendungen“, erklärt Hermann Tietze, Sales Director Technical Tubing der SCHOTT-Rohrglas GmbH. „Unsere Glasstäbe mit unterschiedlichen Profilen kommen beim Kunden gut an. Beim Rohr zeigten sich aber neue Herausforderungen.“
Um ein nicht-rundes Profil zu erhalten, gibt es Herstellverfahren, bei denen rundes Rohrglas auf einen eckigen Dorn aufgeschmolzen oder in einer entsprechenden Form aufgeblasen wird. Diese aufwändigen Verfahren sind jedoch mit Nachteilen behaftet: mehrere Prozessschritte generieren höhere Kosten und schränken die Flexibilität bezüglich der Abmessungen ein. So begann man bei SCHOTT zu forschen und entwickelte ein neues, mittlerweile patentiertes, Verfahren zur Herstellung von eckigen Rohrprofilen direkt aus der Glasschmelze.
„Dank des direkten Ziehverfahrens lassen sich nun auch große Mengen zu attraktiven Preisen herstellen“, erklärt Hermann Tietze. „Dabei sind kundenindividuelle Designs auch mit speziellen Winkelmaßen und asymmetrischen Formen möglich. Die Rohre lassen sich vielfältig einsetzen, etwa im Produktdesign, der Leuchtmittelherstellung, in Architektur und Anlagenbau sowie anderen technischen Applikationen.“
Je nach Abmessung des Profils werden die nicht-runden Glasrohre bei SCHOTT im Velloverfahren oder im Down-Draw-Verfahren gezogen und sind in Längen bis zu 3950 mm lieferbar. Das Rohrprofil kann mit einer Kantenlänge zwischen 45 x 30 mm und 150 x 150 mm gefertigt werden. Die Wanddicke liegt zwischen 1,2 und 5,0 mm.
Die hohe geometrische Genauigkeit der Glasröhren erleichtert die präzise Weiterverarbeitung. Das verwendete Material ist „Duran“ Borosilikatglas 3.3, das sich durch hohe Transparenz sowie hervorragende physikalische und chemische Beständigkeit auszeichnet. Die harte und glatte Oberfläche ist weitestgehend resistent gegen Kratzer und sorgt für dauerhaft hohe Transparenz und „kosmetische“ Qualität.
Borosilikatglas – um 1890 von Otto Schott entwickelt – ist eine der robustesten, vielseitigsten und erfolgreichsten Glasarten weltweit. Es besitzt einen niedrigen Ausdehnungskoeffizienten und widersteht Temperaturwechseln ebenso wie vielen aggressiven Chemikalien, die etwa in herkömmlichen Reinigungsmitteln enthalten sind. So bewährt sich das Glas nicht nur für Leuchten, Haushaltswaren und Laborgeräte, sondern auch für elektronische Komponenten.
Weitere Informationen: www.schott.com/tubing